Ungeboren und schon geschädigt
Jährlich werden in Deutschland rund 10.000 Kinder mit alkoholbedingten Schäden geboren – oft, weil werdende Mütter nicht ausreichend informiert sind. Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen fordert mehr Prävention und gezielte Aufklärung über die Risiken von Alkohol in der Schwangerschaft. Eine Konferenz in Jena macht auf das Problem aufmerksam.

Alkohol in der Schwangerschaft kann schwere und lebenslange Schäden beim Kind verursachen – eine Konferenz in Jena fordert mehr Prävention und Aufklärung.
Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen drängt auf mehr Angebote in Thüringen, um werdende Mütter besser über das Gesundheitsrisiko von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft für Kinder aufzuklären. «Eltern von Kindern mit alkoholbedingten Schädigungen erzählen oft, dass sie nicht darüber aufgeklärt wurden», sagte Leiterin Sarah Kornmann anlässlich einer Fachkonferenz in Jena. Nach ihren Angaben kommen in Deutschland jährlich rund 10.000 Kinder mit Gesundheitsschäden zur Welt, weil deren Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben.
Aktionstag macht auf Risiken für Ungeborene aufmerksam
Der Tag des alkoholgeschädigten Kindes (9. September) will darauf aufmerksam machen. Die umfassende Aufklärung Schwangerer und ihres Umfelds sollten nach Einschätzung der Suchtexpertin nicht nur Frauenärzte und Hausärzte übernehmen, sondern auch Beratungsstellen wie die Familienzentren. Diese müssten finanziell in die Lage versetzt werden, ihre Mitarbeiter zu diesem Thema entsprechend zu qualifizieren.
FASD: Die unterschätzte Gefahr für Kinder
Schädigungen unter dem Fachbegriff FASD (fetale Alkoholspektrumstörung) gelten als häufigste angeborene Behinderung. Den von der Mutter konsumierten Alkohol nimmt ein Fötus über die ihn während der Schwangerschaft ernährende Plazenta auf. Dadurch kann vor allem die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt werden – mit lebenslangen Folgen. Betroffene Kinder kämpfen etwa mit Konzentrationsproblemen, Schwierigkeiten beim Lernen oder sind verhaltensauffällig.
Späte Diagnose erschwert Hilfe – Thüringen ohne FASD-Zentrum
Die richtige Diagnose werde häufig erst spät gestellt, sagte Kornmann. «Oft erst im Erwachsenenalter und eher zufällig.» Ohne frühzeitige Diagnose sei eine gezielte Förderung und Unterstützung im Alltag aber nicht möglich. In Thüringen gibt es nach Angaben der Landesstelle kein spezialisiertes FASD-Zentrum als Anlaufstelle etwa für eine gezielte Diagnostik. Selbsthilfegruppen für betroffene Familien sind beispielsweise in Gotha und Jena gebildet worden.
Während der Konferenz in Jena tauschen sich rund 160 Fachkräfte über die Versorgung Betroffener, Unterstützungsangebote und Prävention aus. Parallel wird im Uniklinikum eine dreitägige Wanderausstellung zu dem Thema gezeigt.

Fazit
In Thüringen wird mehr Aufklärung über die Risiken von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft gefordert, da jährlich rund 10.000 Kinder mit alkoholbedingten Schäden geboren werden. Laut Sarah Kornmann von der Landesstelle für Suchtfragen fehlt es oft an Information für werdende Eltern, was lebenslange Folgen für die Kinder haben kann. Die Fachkonferenz in Jena empfiehlt, auch Familienzentren in die Prävention einzubeziehen und deren Mitarbeitende gezielt zu schulen. FASD gilt als häufigste angeborene Behinderung, wird aber oft erst spät erkannt. Thüringen verfügt bislang über kein spezialisiertes FASD-Zentrum, lediglich Selbsthilfegruppen in Gotha und Jena bieten Unterstützung.
Quellen
dpa