Interview
Im Gespräch mit Frau Professor Maggie Banys-Paluchowski nimmt sie uns mit in die Hintergründe zum Chemoführerschein, ihren persönlichen Zugang zur Gynäkologie und was sie all ihren Nachfolgern empfiehlt. Jetzt reinschauen!

Zur Person
Maggie Banys-Paluchowski ist Gynäko-Onkologin und
- stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
 - Leitung des Brustzentrums und
 - Leitung des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs des Unikinikums.
 - 1. stellvertretende Vorsitzende der AWOgyn e.V.
 - Mitbegründerin des „Chemoführerscheins“ – einer Fortbildungsplattform für junge Ärzt:innen in der Systemtherapie.
 - Sie wurde mehrfach in der FOCUS-Ärzteliste für Brustchirurgie, Brustkrebs und gynäkologische Tumoren geführt.
 
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Transkript anzeigen
00:00 – 00:44 – Thieme:
Drei Fragen an. Professorin Doktorin Maggie Banys-Paluchowski. Sie ist Gynäko- Onkologin und stellvertretende Klinikdirektorin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Lübeck sowie Leiterin des Brustzentrums und des Zentrums für familiären Brust und Eierstockkrebs. Darüber hinaus engagiert sie sich in zahlreichen Fachgremien, unter anderem bei der AGO Mama, der DEGUM und der AWO Gyn und wirkt an der S3-Leitlinie zur operativen Therapie des Brustkrebses mit.
00:45 – 00:50
Welche Extrameile gehen Sie? Neben dem sicherlich herausfordernden Klinikalltag?
00:50 – 01:16 – Prof. Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski:
Ich denke, man kann heutzutage als Ärztin oder Arzt, wenn man vorankommen möchte, ja Kaufhaus so eine Extrameile verzichten. Zumal es auch unglaublich Spaß macht, etwas mehr zu machen. Aber klar, wir arbeiten sehr gerne. Ich fahre gerne in die Klinik und liebe auch meinen Beruf. Aber das es kein acht bis 16:00 Job. So einen Job wollte ich auch nie haben und es ist viel so spannend.
Es gibt viel zu viel Neues als das man nicht daran denkt, wenn man wieder nach Hause fährt. Und so habe ich immer versucht, noch zusätzlich etwas zu tun. Beispielsweise Weiterbildung. Das sagt mir schon immer am Herzen. Irgendwann habe ich mit dem Kollegen Professor Hartkopf aus Tübingen festgestellt. Es gibt keine richtige Fortbildung für junge Ärzte und Ärzte, die in die Chemo Rotation kommen.
Klar, es gibt große Kongresse, wo man sich über alles informieren kann, aber da liegt der Fokus jetzt nicht nur auf der Systemtherapie. Und es gibt kleine Fortbildungen, die aber oft sich nur einem bestimmten Bereich widmen. Aber es gab keine Fortbildung, zu der ich meine jungen Kollegen schicken könnte, die in die System therapeutische Rotation kommen. Und so haben wir vor einigen Jahren den Führerschein gegründet und das ist mittlerweile eine sehr große Fortbildungsplattform mit Onlinekursen.
Mit dem Podcast, mit dem Newsletter, mit Social Media, Instagram und eben da informieren wir immer über die wirklich frischesten News. Auch nach den Kongressen finden Sie dann dort auch viele Videos. Klar, das macht viel Arbeit, aber das macht auch sehr, sehr viel Spaß und das Feedback ist ganz, ganz toll. Manchmal höre ich von jungen Kolleginnen und Kollegen, dass sie sagen Ja, Mensch, von der neuen Zulassung habe ich über Instagram erfahren.
Und da waren sie die ersten, die das gepostet haben. Das macht natürlich auch Freude. Und zusätzlich, das würde ich allen jungen Kolleginnen und Kollegen raten. Aber schauen Sie sich um, gucken Sie über den Tellerrand hinaus. Wenn Ihnen ein Bereich sehr am Herzen liegt die Gynäkologie ist ja so breit, das kann vielleicht Ultraschall sein, vielleicht die operative Ausbildung, klassische Ausbildungssystem, Therapie.
Dann investieren Sie wirklich auch in sich selbst. Fahren Sie zu Kongressen, hospitieren Sie auch in den OP-Sälen. So lernt man auch sehr, sehr viel, wenn man bei Erfahrenen einfach mit gucken darf am Tisch. Und so wachsen sie und vielleicht werden sie auch irgendwann etwas Eigenes gründen und ins Leben rufen.
03:12 – 03:17 – Thieme:
Wie funktioniert Ihre Work-Life-Balance?
03:17 – 03:37 – Prof. Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski:
Ich denke, jeder braucht Work-Life-Balance. Aber natürlich bei jedem von uns ist es ein bisschen unterschiedlich, wie viel Druck dabei ist und wie viel Life. Ich muss zugeben, seitdem ich meine eigene Familie habe, das hat meine Lebensqualität nur gesteigert. Ich fahre jeden Tag gerne in die Klinik. Ich fahre jeden Tag gerne wieder nach Hause, um wieder Mama zu sein.
Das empfinde ich als wirklich den besten Beruf, den besten Job, den ich habe und das, das ist so viel besser als vorher. Also wenn Sie überlegen Familiengründung ja, nein und und. Soll man Kinder haben? Wird das nicht die eigene Karriere vielleicht herauszögern oder vielleicht sogar bremsen? Ich empfinde das überhaupt nicht so, ich denke, gerade als Frau, wenn man Mama wird.
Man bekommt so viel Energie noch zusätzlich und hat so viele spannende Aufgaben. Und dann ist wieder diese Zeit, die man dann zu Hause verbringt, die man sich auch wirklich bewusst einplanen muss. Manchmal einfach fantastisch.
04:15 – 04:20 – Thieme:
Wo sehen Sie die Zukunft Ihrer Zunft?
04:20 – 04:46 – Prof. Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski:
Die künstliche Intelligenz wird bestimmt unseren Alltag bereichern. Sie hat mittlerweile Einzug gehalten, zum Beispiel in die radiologischen Verfahren oder auch in die Pathologie. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass spezielle Programme einem helfen, schon jetzt bei der Befundung. Sie ersetzen bis jetzt nicht den Arzt, beispielsweise bei der Mammographie gibt es Programme, die auch in einigen Screeningeinheiten verwendet werden, die schon ein bisschen Vorselektion gehen.
Das heißt, das Programm guckt schon, wo gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen auffälligen Befund und wo müsste der Arzt ein bisschen genauer gucken? Und dann, wenn Sie diese Mammographie in sich anschauen, dann können Sie beispielsweise, wenn Sie frisch ausgeschlafen sind, erst mal mit den schwierigeren Bildern anfangen. Und dann? Das kennt jeder von uns. Irgendwann lässt die Konzentration nach und es gibt tatsächlich Phasen des Tages, wo wir wissen, dass wir häufiger etwas übersehen können.
Dann könnte man beispielsweise die Bilder sich anschauen, wo die KI schon gesagt hat, da ist nichts. Das ist eine Brust, die sehr gut zu beurteilen ist, die sie dort gar keinen auffälligen Befund. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass das tatsächlich die Qualität verbessert. In Deutschland sind wir natürlich nicht an diesem Punkt, wo wir diskutieren könnten. Die Ärztin oder den Arzt zu ersetzen, das wäre aus meiner Sicht auch definitiv zu früh.
Aber zumindest kleine Hilfen für den Arzt, das können wir schon jetzt bieten durch die KI in meinem Bereich, im operativen Bereich. Ich denke, das wird noch lange dauern, bis die KI uns ersetzt. Aber in den anderen Fachbereichen ist es schon jetzt Realität, dass die KI tatsächlich hilft. In der Befundung oder auch bei dem Aussuchen zum Beispiel von Patienten für bestimmte Studien.
Es gibt Programme, wo man die Merkmale des Tumors eingeben kann und die KI oder das Programm sagt so, diese oder diese Studie wäre hier geeignet. Hier können wir auch auf Unterstützung durch solche Programme natürlich auch zählt.
06:12 – 06:26 – Thieme:
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