Neue Erkenntnisse zur Umweltgefahr

Feinstaub schädigt Plazenta – Risiko für Präeklampsie

Feinstaub kann bereits nach kurzer Belastung die Plazenta schädigen. Neue Forschungsergebnisse zeigen: Luftverschmutzung erhöht das Risiko für Präeklampsie – mit Folgen für Mutter und Kind.

Luftverschmutzung verändert Immunzellen in der Plazenta – Forscher sehen Parallelen zu Präeklampsie-Mustern.
Feinstaubpartikel beeinflussen die Zellstruktur der Plazenta und könnten das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie erhöhen. (© cardephotography-scaled/stock.adobe.com)

Feinstaub gilt als eine ernst zu nehmende Umweltgefahr für die menschliche Gesundheit – und seine Auswirkungen beginnen bereits früher als bisher angenommen. Offensichtlich können Feinstaubpartikel aus dem städtischen Verkehr nicht nur die Struktur der Plazenta verändern, sondern auch deren Immunzellen in ihrer Funktion beeinflussen. Bereits ein kurzer Kontakt mit PM2,5-Partikeln – also besonders feinen Luftschadstoffen – führte im Experiment zu messbaren Veränderungen im Plazentagewebe.

Ex vivo-Modell zeigt schnelle Schäden durch PM2,5

Um besser zu verstehen, wie Luftschadstoffe die Funktionen der Placenta nutzte das Forschungsteam aus Graz ein hochspezialisiertes experimentelles Modell – die sogenannte ex vivo duale Plazentaperfusion, bei der Plazentagewebe unmittelbar nach der Geburt unter kontrollierten Bedingungen untersucht werden kann.

Bereits ein kurzer Kontakt mit PM2,5-Partikeln führt demnach zu deutlichen Schäden im Plazentagewebe; dies konnten die Forscher bei der Analyse der Proben mittels Transmissionselektronenmikroskopie nachweisen. Innerhalb kürzester Zeit lösten die Feinstaubpartikel zelluläre pathophysiologische Veränderungen, wie beispielsweise oxidativen Stress, in verschiedenen Zellstrukturen der Plazenta aus. Betroffen waren unter anderem Kollagenfasern, die dem Gewebe Stabilität verleihen, sowie Mitochondrien, die für die Energieversorgung der Zellen entscheidend sind.

„Besonders auffällig war die Reaktion der Immunzellen in der Plazenta: Sie wechselten von einem normalerweise entzündungshemmenden in einen entzündungsfördernden Zustand – ein Muster, das auch bei Präeklampsie beobachtet wird“, beschreibt Molekularbiologin Dr. Birgit Hirschmugl von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz.

Immunzellen reagieren wie bei Präeklampsie

„Unsere Daten legen nahe, dass Luftschadstoffe nicht nur das Risiko für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, sondern auch ein bisher unterschätztes Risiko für Schwangere und ihr ungeborenes Kind darstellen“, betont Prof. Christian Wadsack, Leiter der Grazer Forschungsgruppe. Die Veränderungen in der Plazenta könnten demnach zur Entwicklung von Präeklampsie beitragen, die bekanntlich mit Bluthochdruck, Organschäden und Wachstumsverzögerungen beim Fötus einhergehen kann.

Forschung fordert politische Maßnahmen

Die Erkenntnisse unterstreichen die Dringlichkeit politischer und gesellschaftlicher Maßnahmen zur Reduktion von Luftverschmutzung – insbesondere in urbanen Ballungsräumen. Gleichzeitig zeigen sie, wie wichtig eine intensive Erforschung der Plazenta als zentrales Organ der Schwangerschaft ist.


Quellen

Originalarbeit: Erlandsson L et al. J Environ Sci 2025; in Press, Journal Pre-proof. DOI: 10.1016/j.jes.2025.03.043

Pressemeldung der Medizinischen Universität Graz