Endometriose, Lipödem, HPV-Impfung etc.

Hessen stärkt Frauengesundheit mit Reformpaket

Der hessische Landtag hat ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Frauengesundheit beschlossen. Ziel ist mehr Gerechtigkeit in der Medizin, bessere Prävention und Versorgung sowie gezielte Aufklärung zu frauenspezifischen Erkrankungen wie Endometriose oder Lipödem. Auch die HPV-Impfung und die Ausbildung von Hebammen sollen gestärkt werden.

Im Untersuchungszimmer ist ein Ultraschallgerät mit Diagnoseutensilien.
Endometriose, Lipödem und Osteoporose: Hessen will frauenspezifische Erkrankungen stärker in den Fokus rücken und die Versorgung verbessern. (Dmitry Vereshchagin/stock.adobe.com)

Frauen werden oft medizinisch benachteiligt – der hessische Landtag möchte dies ändern. «Eine Frau zu sein, ist in unserer Gesellschaft eine gesundheitliche Falle», sagte etwa Nadine Gersberg (SPD), als es im Landesparlament in Wiesbaden um das Thema Frauengesundheit ging.

Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD hatten einen Antrag für die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Frauen eingereicht, der einstimmig beschlossen wurde. Darin geht es um bessere Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung.

Mehr Aufmerksamkeit für frauenspezifische Erkrankungen

«Viele Leiden und Erkrankungen von Frauen werden nicht ernst genommen und teils sogar belächelt und abgetan», sagte Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU). Die Symptome von beispielsweise Endometriose seien keine Lappalien. Bei der chronischen Krankheit wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Typische Symptome sind etwa starke Schmerzen, Verdauungsstörungen und unregelmäßige Blutungen, so die Endometriose Vereinigung Deutschland.

Über Erkrankungen wie Endometriose sowie Lipödem und Osteoporose, die überwiegend Frauen betreffen, soll künftig mehr informiert werden. In diesem Zusammenhang verwies Stolz auch auf einen Artikel des «Tagesspiegels», wonach kleinere und vermeidbare gynäkologische Erkrankungen bei Frauen zwischen 15 und 49 Jahren eine größere Belastung als Malaria, Tuberkulose und HIV zusammen verursachen. Dennoch erhielten sie nur ein Prozent der weltweiten Forschungsinvestitionen.

HPV-Impfung und Vorsorge sollen gestärkt werden

Auch die HPV-Impfung solle häufiger durchgeführt werden, so Stolz. «Viele wissen nicht, dass diese Impfung vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten schützen kann.» Um dies zu erreichen, solle das hessische Kindervorsorgezentrum künftig dazu einladen.

Im Hessischen Kindervorsorgezentrum sollen zudem auch 12- bis 14-Jährige auf ihren Impfstatus geprüft und über die HPV-Impfung aufgeklärt werden. Der Impfschutz senkt das Risiko zu erkranken deutlich.

Gendermedizin in Ausbildung und Praxis verankern

Neben vielen weiteren Themen ging es im Landtag auch um die Förderungen von Hebammen, die junge Mütter unterstützen. Gesundheitsministerin Stolz hob hervor, dass Hessen gezielt in die Ausbildung dieser Fachkräfte investiere und bis Ende des Jahres mehr als 400 Fachkräfte ausgebildet habe.

Die Universitäten in Gießen, Frankfurt und Marburg hätten zudem Programme entwickelt, die dafür sorgen sollen, dass zukünftige Ärztinnen und Ärzte ein tieferes Verständnis für die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von Frauen entwickeln. Gendermedizin soll in Zukunft verpflichtend in das Medizinstudium und die Gesundheitsberufe integriert werden. Erste-Hilfe-Kurse sollen etwa auch mit weiblichen Übungspuppen ausgestattet und Erkrankungen in Kliniken enttabuisiert werden.

Selbstbestimmung rund um Schwangerschaft fördern

Für schwangere Frauen ist zudem der Ausbau spezifischer Unterstützungsangebote rund um Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre geplant. «Zum ersten Juni kommt endlich der Mutterschutz nach einer Fehlgeburt», erinnerte Stolz. Bundesweit sollen Frauen mit einem solchen Schicksal ab der 13. Schwangerschaftswoche eine gesetzlich garantierte Regenerationszeit erhalten.

Ebenso soll laut Stolz in Hessen die Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen verbessert und flächendeckend gewährleistet werden. Kritik gab es dafür aus Reihen der AfD-Fraktion. Deren Abgeordnete Sandra Weegels kritisierte den entsprechenden Absatz im Antrag und forderte eine Anpassung. «Hier darf nicht der Eindruck entstehen, dass man zukünftig im Vorbeigehen ein Kind wegmachen lassen kann», sagte sie.


Quellen

dpa