Zwangsverhütung ohne Einwilligung
Ohne ihr Einverständnis wurden grönländischen Frauen und Mädchen Spiralen eingesetzt – teils im Kindesalter. Jahrzehnte später bittet Dänemark offiziell um Entschuldigung. Auch Grönlands Regierung räumt Fehler ein. 143 Betroffene klagen nun auf Entschädigung.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich im Namen des dänischen Staates bei den Grönländerinnen entschuldigt, denen ohne ihr Einverständnis Spiralen zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt worden sind. «Wir können nicht ändern, was geschehen ist. Aber wir können Verantwortung übernehmen», sagte Frederiksen laut einer Mitteilung.
Unfreiwillige Verhütung per Spirale
Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass dänische Ärzte vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren grönländischen Frauen und Mädchen ohne deren Einverständnis Spiralen eingesetzt haben. Dem dänischen Institut für Menschenrechte zufolge waren einige der Grönländerinnen erst 12 Jahre alt. Es besteht der Verdacht, dass die dänischen Behörden damit das Bevölkerungswachstum in Grönland begrenzen wollten.
Grönlands Regierung gesteht eigene Versäumnisse
Dänemark war bis 1992 für das Gesundheitswesen in Grönland verantwortlich. Mittlerweile ist das Land in der Arktis weitgehend autonom, gehört aber offiziell weiterhin zum Königreich Dänemark.
Nach Ansicht des Instituts für Menschenrechte geschehen auch heute noch in Grönland Eingriffe zur Schwangerschaftsverhütung ohne die Zustimmung von Mädchen und Frauen. Der grönländische Regierungschef Jens Frederik Nielsen entschuldigte sich laut der Mitteilung für alle Fälle, in denen Frauen seit der Übernahme des Gesundheitswesens durch den grönländischen Staat Spiralen eingesetzt oder andere Eingriffe ohne deren Einverständnis vorgenommen wurden.
Betroffene Frauen fordern Gerechtigkeit
2022 leiteten die dänische und die grönländische Regierung eine Untersuchung des Spiralen-Skandals ein, die im September dieses Jahres abgeschlossen sein soll.
Anfang 2024 haben 143 Grönländerinnen, denen unfreiwillig Spiralen eingesetzt wurden, den dänischen Staat wegen der Verletzung ihrer Menschenrechte verklagt. Sie fordern jeweils eine Entschädigung in Höhe von 300.000 dänischen Kronen (etwa 40.000 Euro).
Quellen
dpa